Neumühl-Prozess

Kommen wir jetzt zum Fest selber. Um Ihnen Verlauf und Stimmung möglichst detailliert und differenziert zu schildern, haben wir einfach die Leute reden lassen, die dabei waren. Wie sie alles aufgenommen haben, was ihnen am Fest gefallen, was nicht, wie sie sich gefühlt haben….. Hier nun einige Auszüge aus Tonbandprotokollen, die wir mit Beteiligten gemacht haben:

„Also, ich kam da rein, auf einmal sah ich überall so Bäume, Sträucher, ich dachte, hab ich mich doch ein bißchen vertan, dann kam ich hoch, standen ein paar Leute da, war also noch gar nix los. Ja, nach ner Zeit so zwei Stunden ungefähr, plötzlich unheimlich viele Leute da, war total gute Fete auf einmal. Die Leute haben alle rumgetanzt, haben mit Federn geschmissen, haben sich verkleidet. Da war extra oben so´n Raum, dat war dat beste, da konnte man sich verkleiden. Da waren so alte Schlafanzüge, Schals und allen möglichen Kram… Wir hatten also alle unheimlich gute Laune. Die meisten hatten leicht wat getrunken. War auch sehr gute Stimmung dann. Für mich kam persönlich noch wat dazu, dat ich da so´n Mädchen getroffen hab, die mit oben war…“

„Ja, ich kam da also so um 10 Uhr hin und hab mich eigentlich gewundert, dat dat draußen so leise war, ich hab da echt nix gehört, auf jedenfall nich bewußt. Bin ich dann hochgegangen und im Treppenflur lagen dann überall Blätter, fand ich schon unheimlich toll. Bin ich dann hoch , hab unheimlich viele Leute getroffen, die ich kannte, war un-heimlich tolle Stimmung, alles total ausgelassen, ja, fand ich unheimlich gut. Ich hab mich. wahnsinnig wohl gefühlt und dann hab ich rumgetanzt… Ich fand dat halt unheimlich toll, dat war mal so ne unheimlich gute Fete mal wieder seit tausend Jahren… Wat ich so gut daran fand? Die Leute und dat te zu jedem hingehen konntest, mit dem quatschen konntest oder den in Arm nehmen konntest oder, ja dat war alles ziemlich toll.“

„Ja, ich fand die Feier bis zu dem betreffenden Zeitpunkt unheimlich gut. Wir kamen ziemlich früh, und waren noch nicht so viele Leute da. Nachdem die Leute kamen, hab ich mich unheimlich gefreut . Endlich mal wieder Leute gesehen, die de lange nicht mehr gesehen hast. Mit denen gefeiert Und vor allern fand ich unheimlich gut, wir konnten uns so frei bewegen, konnten die Sachen anziehen, die wir anziehen wollten. wir konnten machen, was wir wollten, wir konnten rumspringen, wie wir gerade Lust und Laune hatten“

„Wann bin ich gekommen, 8 Uhr war dat zirka. Zuerst, komme ins Treppenhaus rein, gedacht, is so wie immer, ne, da lag da so n Baum, und dann die Wände angemalt, und da kamen sie dir schon verkleidet entgegen, auf jeden Fall sah dat irre aus, Laub auf den Treppen, die Wurst, dann dat eine Zimmer, war Klasse, der radioaktive Raum, der so abgeteilt war, keiner hat sich getraut da reinzugehen… Wie gesagt, habt euch ja auch ziemlich viel Arbeit gemacht, ist ja ne menge Mühe, so n Baum da reinzuschieppen… Irre war ja auch, wie die Frankfurter dann kamen, wie ihr euch da aufgeführt habt „Joooo, tofte, Spitze!“ und dann kamste ja auch schnell in Kontakt… Irre fand ich überhaupt die ganze Atmosphäre und dat ich wie gesagt, weil ich ja lange nich mehr hier war, die ganzen alten Leute wiedergetroffen hab. Wat ich noch unheimlich irre fand, dat so viele Leute gekommen waren. Du hast zwar gesagt, dat ihr 200 Leute eingeladen habt, aber dat hätt ich nie geglaubt, dat auch so viele komm würden…

„Ja, wir kamen also auf die Fete, war noch nicht viel los. Ich bin also mit n paar Lauten hoch gegangen, dann ham wir uns erstmal verkleidet, so, ne. mit den alten Sachen, die da rumlagen. Dann sind wir wieder runter gekommen und ham ne kleine Federschlacht veranstaltet. Und dann fing dat auch schon so allmählich an mit der Schaumschlacht da, und der Schaum lief die Treppe runter und da kamen immer mehr Leute rein und da wurde unheimlich viel rumgetanzt, unheimlich viel los in allen Räumen. Man konnte überall hingehen und direkt Kontakt gefunden, weil man eben ziemlich die Leute alle kannte. Und da hat man da so getanzt und so.“

„Ich war einer der Ersten… Am Anfang fand ich dat n bißchen tot, weiße, wenn de so in n total leeres Haus reinkomms, total hohl, jeden Schritt den de machs den hörste, dat hallt da wieder ne und dann da oben, bei der Musik, da war ein Raum, der war total voll Sound und so und in den anderen Räumen war alles total leer. Ja, da war ich im ersten Moment, da hab ich im ersten Moment gezweifelt, ob dat überhaupt gut wird. Aber wie dat dann nachher so voll wurde, und in allen Räumen pirschten so Leute rum, und in dem einen Raum beschmissen sich die Leute mit Federn, in nem anderen Raum kriegste permanent Schaum in die Fresse und sowat, dat fand ich eigentlich ganz lustig—Ich hab dat Haus n bißchen angemalt. Ja und Schaumschlägerei hab ich wat mitgemacht… Wat ich unheimlich gut fand, die meisten Leute entstammen der Clique, die wir damals mal hatten, früher so, da hatten wir immer so ne Clique, die war dann nachher bis zu hundert Mann groß ne, wenn wir uns mal getroffen ham. Dann jede Woche zwei drei Feten und genau die Leute, die hab ich da an dem Abend alle wiedergetroffen. Die ganzen Kumpels von damals. ..“

in Dokumentation zum Neumühl-Prozess (1979)