Hamborn um 1910

Die günstige Entwicklung des Bergbaues und der Metallindustrie in der Gemeinde Hamborn hatte naturgemäss auch eine Vermehrung des Handels, der Kleingewerbe und des Handwerks zur Folge. Ein anschaulicheres Bild gibt die Gegenüberstellung der Anzahl der einzelnen Gewerbebetriebe aus dem Jahre 1911 mit denjenigen aus dem Jahre 1900.

Demnach stieg die Zahl der Handwerks- und Handelsbetriebe von circa 300 im Jahre 1900 auf 1676 im Jahre 1911.  Die Anzahl der im Jahre 1900 bereits bestehenden habe ich in Klammern neben die Aufzählung der Betriebe von 1911 gesetzt. Darnach ergibt sich nachstehende Übersicht:

  1. Agenturen 20 (0)
  2. Althandlungen 9 (l)
  3. Anstreicher- und Malergeschäfte 50 (7)
  4. Apotheken 6 (l)
  5. Architektenbüros 7 (0)
  6. Auktionatore 1 (0)
  7. Auskunfteien 2 (0)
  8. Ausstattungsgeschäfte 4 (2)
  9. Automobilfahrteubetriebe 4 (0)
  10. Automatenrestaurants l (0)
  11. Badeanstalten private 2 (0)
  12. Bäckerei und Conditorei 69 (22)
  13. Backwaren-Verkaufsstellen 14 (0)
  14. Bankhäuser 4 (0)
  15. Barbier-und Friseurgeschäfte 59 (12)
  16. Baumaterialenhandlungen 5 (4)
  17. Bauunternehmer 25 (3)
  18. Bazare l (0)
  19. Bierhandlungen 41 (3)
  20. Druckereien 5 (l)
  21. Buch- und Schreibwarenhandlungen 27 (5)
  22. Butterhandlungen 6 (0)
  23. Cafes 5 (0)
  24. Cigarrengeschäfte 32 (5)
  25. Cigarrenmacher 3 (3)
  26. Consum-Vereine 2 (0)
  27. Consum-Anstalten der Gewerkschaft Deutscher Kaiser 17 (?)
  28. Dachdecker 9 (2)
  29. Dampf-Latrinen-Reinigungsunternehmer 3 (0)
  30. Delikatessgeschäfte 6 (0)
  31. Drechslereien 3 (l)
  32. Drogenhandlungen 20 (l)
  33. Eierhandlungen 3 (0)
  34. Eisenwarengeschäfte 14 (2)
  35. Elektr. Installationsgeschäfte 4 (0)
  36. Elektr. Reparatur-Werkstätte l (0)
  37. Färbereien und Waschanstalten 4 (0)
  38. Fahrradgeschäfte 15 (0)
  39. Feilenfabrik l (0)
  40. Fensterreinigungsinstitute 3 (0)
  41. Fettwarengeschäfte 17 (0)
  42. Fischhandlungen 5 (0)
  43. Fleischwaren-Verkaufsstellen 3 (?)
  44. Fouragehandlungen 12 (0)
  45. Friseusen 4 (0)
  46. Fuhrunternehmer und Hauderer 41 (8)
  47. Galanteriewaren 9 (l)
  48. Gärtnereien 6 (l)
  49. Geflügelhandlungen 2 (0)
  50. Gemüsehandlungen 74 (10)
  51. Gesindevermieter 4 (0)
  52. Glas- und Porzellanwaren 6 (0)
  53. Haushaltungsgeschäfte 13 (3)
  54. Heilkundige 5 (0)
  55. Herrenmodegeschäfte 5 (2)
  56. Holzschuhmacher l (0)
  57. Hotels 6 (3)
  58. Hundedresseure 3 (0)
  59. Hut- und Schirmgeschäfte 14 (2)
  60. Installateure und Klempner 16 (2)
  61. Kaffeegeschäfte 3 (0)
  62. Kammerjäger 3 (0)
  63. Kinematografen 7 (0)
  64. Kohlenhandlungen 10 (2)
  65. Kolonialwarenhandlungen 149 (37)
  66. Konfektionsgeschäfte 31 (2)
  67. Kurzwaren 8 (2)
  68. Lebensmittel engros l (0)
  69. Lederhandlungen 9 (0)
  70. Manufakturgeschäfte 35 (8)
  71. Metzgereien 67 (10)
  72. Milchhandlungen 45 (12)
  73. Mineralwasserfabriken 3 (0)
  74. Möbelhandlungen 24, wovon 22 Abschlagsgeschäfte (l)
  75. Musikinstrumentenhandlungen 4(1)Ein Uhrenhändler, der gleichzeitig mit Musikinstrumenten handelte
  76. Nähmaschinenhandlungen 4 (0)
  77. Partiewarengeschäfte 12 (0)
  78. Pferdemetzgereien 4 (0)
  79. Photographen 10 (0)
  80. Putz- und Modegeschäfte 13 (3)
  81. Rabattgesellschaften 8 (0)
  82. Sägewerke l (0)
  83. Sattler und Polsterer 11 (2)
  84. Schlossereien und Schmiede 28 (3)
  85. Schneidereien 88 (7)
  86. Schreinereien 40 (5)
  87. Schuhgeschäfte 3 3 (3)
  88. Schuhmachereien 73 (10)
  89. Schweinehandluiigen 5 (3)
  90. Speisewirtschaften 7 (3)
  91. Spar- und Bauvereine l (0)
  92. Creditier-Sparvereine l (0)
  93. Tapeten- und Farbengeschäfte 16 (4),
  94. Tiefbau-Unternehmer 9 (0),
  95. Trinkhallenbesitzer 31 (3),
  96. Uhren und Goldwaren 17 (3),
  97. Gast- und Schenkwirtschaften 118 (56),
  98. Zeitungsverleger 5 (l)
  99. Ziegeleien 7 (0)
  100. Zimmerer 7 (2)

Demnach stieg die Zahl der Handwerks- und Handelsbetriebe von circa 300 im Jahre 1900 auf 1676 im Jahre 1911.  So hat die wachsende Industrie und die damit verbundene Bevölkerungszunahme in einem Jahrzehnt auch belebend auf Verkehr und Handel gewirkt. Aber es muss hier hervorgehoben werden, dass fast alle Handels- und Handwerksbetriebe auf die billigen Massenbedürfnisse der Arbeiter zugeschnitten sind, dass das Angebot an Qualitätsware hinter den in Fabriken billig hergestellten Massenartikeln vollständig verschwindet. Alles was man in den Schaufenstern ausgestellt sieht, wendet sich an das Auge und die Kaufkraft der breiten Massen, ist verführerisch und aufdringlich mit billigen Preisen versehen, deren Verlockungen die Hausfrauen nur zu oft erliegen.

Die kaufkräftige Oberschicht, die die Geschäftsleute zum Angebot von Qualitätsware zwingen könnte, ist so schwach, dass sie kaum als Konsumenten in Frage kommen und ausserdem ziehen diese es vor, in den benachbarten Grossstädten, wie Essen, Duisburg oder Düsseldorf ihren Bedarf zu decken.

Entnommen aus: „Die wirtschaftliche und soziale Lage der Frauen in dem modernen Industrieort Hamborn im Rheinland“ – Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde einer hohen staatswissenschaftlichen Fakultät der Erhard-Karls-Universität zu Tübingen , vorgelegt von Li Fischer-Eckert aus Hagen in Westfalen. Verlag von Carl Stracke 1913