Kohlenbergwerk, Hochofenanlage, Stahlwerk und Walzwerk 1910

Thyssen war der erste, der die Überlegenheit des „gemischten Betriebes“ erkannte, eine Vereinigung von Kohlenbergwerk, Hochofenanlage, Stahlwerk und Walzwerk, und diese Erkenntnis führte im Jahre 1890 zur Gründung des Hüttenwerkes Deutscher Kaiser in Hamborn-Bruckhausen. Das Hüttenwerk erstreckt sich über einen Flächenraum von 120 ha, wovon über 28 ha bebaut sind.

Das Hüttenwerk Deutscher Kaiser umfasst

  • eine komplette Hochofenanlage, bestehend aus 5 Hochöfen, daran anschliessend eine Gasreinigungs- und Kraftanlage zur Erzeugung von Gebläsewind und elektrischer Energie
  • eine Kokerei mit Nebenproduktengewinnung, wie Teer, schwefelsaurem Amoniak, Benzol, Autin, sowie eine Gichtstaub und andere Feinerze verwertende Erz-Brikettierungsanlage
  • ein Siemens Martin-Stahlwerk mit 10 Öfen
  • ein Thomasstahlwerk mit 5 basischen Konvertern von je 16 t Einsatzgewicht nebst zugehöriger Thomasschlackenmühle
  • zwei Blockwalzwerke
  • ein Fertigwalzwerk mit 7 Walzenstrassen
  • ein Feinwalzwerk

Die Zahl der Arbeiter auf der Hütte Deutscher Kaiser stieg von 5316 im Jahre 1900 auf 8293 im Jahre 1910. Die Produktionsziffern für 1911 stellen sich wie folgt:

  • bei Roheisen auf rund 648 000 t gegen 52 000 t im ersten Betriebsjahr
  • bei Rohstahl auf rund 781700 t gegen 60 000 t im ersten Betriebsjahr
  • 3. bei Walzwerkserzeugnissen auf rund 637 0001 gegen 42 0001
    im ersten Betriebsjahr.

Die zweite grosse Zeche in Hamborn ist die der Firma Franz Haniel & Co. gehörende „Gewerkschaft des Steinkohlenbergwerks Neumühl.“ Sie zählte 1900 eine Belegschaft von 1807 Mann und förderte 467450 t Kohlen und hatte 1910 eine Belegschaft von 5433 Mann mit einer Kohlenförderung von 1453897 t.

Walzwerk Duisburg-Bruckhausen 1893
Blocktransport im Walzwerk Bruckhausen, 1893

Ferner sind noch hervorzuheben:

  • Die Aktiengesellschaft für Zinkindustrie vormals Wilhelm Grillo. Sie beschäftigte im Jahre 1900 440 Arbeiter und 1910 stieg die Zahl auf 710 Arbeiter.
  • Neumühler Brückenbau, 1905 mit 79 Arbeitern in Betrieb genommen, musste aber 1910 wegen Bodensenkungen den Betrieb einstellen.
    Bleiwerk Neumühl, ebenfalls 1905 in Betrieb genommen, beschäftigt 12 Arbeiter.
  • Metallwerk Neumühl, gegründet 1900, beschäftigt zwischen 85—91 Arbeiter.
  • Rheinische Gelatinwerke 1900 in Betrieb genommen mit 25 Arbeitern und beschäftigt 1910 zwischen 56 und 50 Arbeiter.

Es ist nur natürlich, dass die Werke mit der zunehmenden Vergrösserung auch auf eine möglichst günstige Produktenbeförderung bedacht sein mussten. Anschlüsse an die Staatsbahnen sind in Hamborn-Neumühl, Oberhausen-West für Deutscher Kaiser und Dinslaken vorhanden.

Ausserdem hat die Gewerkschaft Deutscher Kaiser eigene Rheinhafen-Anlagen, die, was den Umschlag anbelangt, nur von den staatlichen Duisburg-Ruhrorter und Mannheimer Häfen übertroffen werden. Der Gesamtumschlag belief sich 1910 auf rund 3100000 t, wovon 1900000 t auf die Einfuhr und 1200000 t auf die Ausfuhr entfielen.

Entnommen aus: „Die wirtschaftliche und soziale Lage der Frauen in dem modernen Industrieort Hamborn im Rheinland“ – Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde einer hohen staatswissenschaftlichen Fakultät der Erhard-Karls-Universität zu Tübingen , vorgelegt von Li Fischer-Eckert aus Hagen in Westfalen. Verlag von Carl Stracke 1913