Zwangsarbeiter

Grüne: Roelen beutete Zwangsarbeiter aus

Während in Berlin der Bundestag den Grundstein fürs nationale Holocaust-Denkmal legte, tat sich die Walsumer Bezirksvertretung schwer, sich mit einem Mann zu beschäftigen, der, so die Grünen, „an maßgeblicher Stelle an der Ausbeutung der auf der Schachtanlage Walsum verpflichteten Zwangsarbeiter mitgewirkt hat“.
Größer könnten die Kontraste nicht sein: Direkt an die Straße mit dem Namen des verfolgten     Gewerkschaftsführers Hans Böckler schließt sich in Walsum die „Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße“ an. Anlässlich des Auschwitztages, der am Donnerstag begangen wurde, hatte Franz Tews (Duisburger Bündnis/Grüne/ Offene Liste) einen Antrag an die Verwaltung gestellt, der die Zwangsarbeitervergangenheit in Walsum aufhellen sollte.

Zusätzlich zu der recht ausführlichen Antwort der Stadt-Verwaltung hatte aber Tews in der Vergangenheit Roelens gestöbert und war im Buch „ atort Duisburg 1933 – 1945 “ auf bemerkenswertes Engagement des damals frisch gekürten Wehrwirtschaftsführers Roelen gestoßen. Am 9. Juli 1943 meldete der Hamborner Roelen stolz an die Leitung der Reichsvereinigung Kohle:

„Melde als Beweis der Leistungsreserve des Verbundergwerks Walsum bisherige Spitzenförderung mit Fördermaschinen von 5 555 Tonnen am 8. Juli, entsprechend 93 Prozent mehr gegenüber letztem Monatsdurchschnitt unter Einsatz von zwei Dritteln Fremdarbeitern.“

Roelen, zuvor Geschäftsführer der thyssenschen Gas- und Wasserwerke in Hamborn ist aiso jemand, so meint Tews, dem man heute nicht mehr unbedingt eine Straße widmen sollte. Er schlägt vor, man sollte einfach den Namen Hans-Böckler-Straße verlängern. Doch die Beschäftigung mit diesem Antrag machte Bezirksvorsteher Heinz Plückelmann, selbst bei der Zeche beschäftigt, arge Probleme, „wegen der Geschäftsordnung“ wie er betonte: „Ich mach doch hier keine Eiertänze.“ Tews solle bitte sein Anliegen in der nächsten Sitzung vortragen.
Der jedenfalls ist nach wie vor der Meinung, man könne in Walsum nicht nur hübschen Blumenschmuck   prämieren oder auch die Initiative gegen Gewalt fördern und dann vor Roelens Vergangenheit die Augen verschließen.

WAZ Duisburg, 29. Januar 2000