Diese schrecklichen Zeitverhältnisse mögen nicht wenig dazu beigetragen haben, den christlichen Sendboten aus fernen Landen die Heilsarbeit unter den deutschen Heiden zu erleichtern. Doch erst durch die Bekehrung des Frankenkönigs Chlodwig (486 n. Chr.) gewann das Christentum allgemeinere Verbreitung unter den Franken. Dem Beispiele des Königs folgte der Adel, dieser wiederum sorgte für weitere Ausbreitung der christlichen Lehre unter dem Volke, was zunächst große Schwierigkeiten bot.
Erst in der langen Friedenszeit nach der Schlacht bei Zülpich wurde die christliche Religion bei den Franken zur Staatsreligion. Die politische Verbindung unter den einzelnen Teilen des fränkischen Reiches und damit die Verbindung unter den Christengemeinden und ihren Oberen war dadurch nach und nach inniger geworden. Die ursprünglich heidnischen Opfer- und Gerichtsstätten wählte man zu Versammlungsorten der Gläubigen.
Die Grundherrn errichteten auf ihren Hofgütern die ersten Gebetskapellen. Eine solche Kapelle — Capellae Palatinae — bestand auch in früher Zeit, wohl schon um das Jahr 500, auf dem Oberhof Hamborn. Zunächst durften in ihr nur Privatandachten gehalten werden. (Scheiermann: S. 35 u. 36) Das Konzil zu Agde in Frankreich vom Jahre 506 gestattete jedoch, daß in diesen Kapellen auch die Messe gelesen werden durfte, mit Ausnahme an den kirchlichen Hauptfesten. Auf diese Weise wurde die herrschaftliche Kapelle zum Mittelpunkt der christlichen Gemeinde.
aus: Festschrift zur Feier der Erhebung Hamborns zur Stadt vom 1. April 1911. Bearbeitet und herausgegeben von der Gemeinde-Verwaltung. Gedruckt in Hamborn – Marxloh , Druck und Verlag der Buch- und Kunstdruckerei BARCK & MAY GmbH, 1911