Presseerklärung

Wenn einer mal ein Fest macht….

Wir, d.h. 150 junge Leute aus allen Teilen Duisburgs, feierten am 15..Nov. in Duisburg – Neumühl ein Fest. Das Fest fand in einem mittlerweile leerstehenden Haus, das uns ausdrücklich vom Besitzer zur Verfügung gestellt war, statt. Gastgeber waren die beiden Söhne des Hausbesitzers. Gegen 22:30 Uhr drangen 2 Polizisten in das Haus ein und forderten uns aut, die Musik leiser zu stellen, sie drohten sonst mit einer Hundertschaft wiederzukomen.

20- 30-Minuten später stürmten.ca 40, teilweise mit MPs bewaffnete Polizisten unser Haus. Ein Festteilnehmer fragte nach dem Grund des Eindringens und wurde ohne Kommentar aber mit Prügeln zur Seite gedrängt. – Obwohl zu diesen Zeitpunkt – aufgrund eines Stromausfalls -überhaupt keine Musik mehr lief!

Danach wurde mit ungeheurer Brutalität das gesamte Haus „geräumt“. Dabei wurden wir mit MPs bedroht, teilweise an den Haaren gerissen, geschlagen und die Treppen hinuntergeworfen. Außerdem wurden völlig grundlos von den Polizisten mehrere Türen eingetreten. Schließlich wurden wir alle auf den Hof getrieben, wir verlangtenschon zum wiederholten Mal den Sinn und Zweck dieser Polizeiaktion sowie den Namen des Einsatzleiters zu erfahren. Die Reaktion der Polizei war höhnisches Lächeln und zynische Bemerkungen: „Meine Dienstnummer ist 4711“ Unter uns herrschte große Verwirrung. Viele mußten Iange in leichter Kleidung in der Kälte stehen, da wir bei. der „Räumung“ noch nicht einmal unsere Sachen zusammensuchen durften. Nachdem wir unsere Sachen dann aus einem großen Haufen heraussuchen konnten, befahl uns der Einsatzleiter, wir sollten uns „jetzt endlich verpissen“ Als einer von uns ein weiteres Mal eine Erklärung für dieses abenteuerliche Vorgehen verlangte,wurde er festgenommen und in ein Polizeifahrzeug geschleppt. Die Polizei machte für seine Freilassung zur Bedingung, daß sich ein „Verantwortlicher“ für das Fest melden solle, obwohl sich der Gastgeber schon des öfteren gemeldet hatte. Die Polizei ging dann aber nicht darauf .ein, drängte uns vom Hof auf den Gehweg und nahm weitere 2 Personen fest, die wahllos heraus gegrifffen worden waren.

Wir waren nicht bereit ohne unsere festgenommenen Freunde nach Hause zu gehen und taten dies in Sprechchören kund. Dann plötzlich , und ohne jede Vorwarnung, griff uns die Polizei mit Tränengas und Schlägen ann. Einige von uns wurden von der „Chemischen Keule“ aus nächster Nähe (50 cm) absichtlich mitten ins Gesicht getroffen. Wir rannten kopflos auseinander und versuchten immer wieder zusammenzukommen, um nicht vereinzelt der Polizeiaktion hilflos ausgeliefert zu sein. Immer wieder, und auf immer brutalere Weise wurden wir angegriffen und gejagt. „Chemische Keule“ – Festnahmen – Menschenjagd – beherrschte das Bild. Hilfreiche Anwohner gaben uns auf unsere Bitten hin Wasser, womit wir die Augenverletzungcn durch das Kampfcas CN halbwegs lindern konnten. Als wir glaubten, daB sich die Polizei zurückzieht, und als wir überlegten, wie wir nach Hause kommen, bzw. was mit den Festgenommenen wird – wurden wir , jetzt höchstens noch 40 Leute und schon weit über 300 Meter vom Haus entfernt – von einem neuen Einsatz überrumpelt. Aus verschiedenen Richtungen preschten Polizeifahrzeuge mit aufgeblendetem Licht auf uns zu, Polizeibeamte sprangen heraus, rissen einzelne zu Boden und setzten wieder die „Chemische Keule“ teils aus nächster Entfernung ein. Mit der Jagd nach einzelnen Personen war die Menschenjagd perfekt, einige konnten sich nur durch Sprünge in Vorgärten vor den umherjagenden Polizeifahrzeugen retten. Noch 1 Stunde danach wurde das Viertel von Polizeifahrzeugen nach „Menschenansammlungen“ durchkämmt.
Soweit wir wissen, wurden 8 Verletzte mit privaten Autos zu Krankenhäusern transportiert –herbeigerufene Krankenwagen wurden von der Polizei zurückgewiesen. Soweit wir wissen wurden 10 Leute festgenommen. Sie wurden ohne Angabe von Gründen mit Fußtritten, Schlägen, zum Teil nit Knebelfesseln und an den Haaren in die Polizeifahrzeuge befördert, während der Fahrt angepöbelt und auf gleiche Art in die Wache (Alt-Hamborn) gezerrt. Anrufe bei Anwälten wurden nicht zugelassen, einem inzwischen von Anderen herbei gerufenen Anwalt wurde der Zutritt verwehrt: „Er störe nur die Ermittllungen. Den Festgenommenen wurde Wasser zum Augenauswaschen verweigert ebenso die ärztliche Untersuchung. Soweit uns bekannt ist, wurden die Festgenommenen bis auf 2 Leute, nach Aufnahme und Kontrolle der Personalien freigelassen. Die beiden Nichtfreigelassenen wurden bis am nächsten Tag 15:00 Uhr festgehalten und verhört. Der Grund dafür: Sie hatten keine Ausweispapiere auf dem Fest dabei. Allen Festgenommenen wurde „Landfriedensbruch“, „Widerstand gegen die Staatsgewalt“,…..vorgeworfen

in Dokumentation zum Neumühl-Prozess (1979)